Zu den aktuellen Ausgrabungen am Walhalla in Wiesbaden
Zu folgendem Artikel über die aktuellen Ausgrabungen in der Wiesbadener Innenstadt möchte ich hier ein paar Hintergrundinformationen geben:
Übersicht des antiken Wiesbadens, adaptiert aus dem Frontispiz des Romans "Corpus Sacrum" |
Wir wissen ziemlich wenig über das antike Wiesbaden - Aquae Mattiacorum -, da seine Überreste größtenteils überbaut sind. Selbst die einstige Lage des Forums am Mauritiusplatz ist nur Mutmaßung. Vorherrschend sind wohl die so genannten "Streifenhäuser" gewesen, die ihren Namen von der streifenförmigen Grundstücksparzellierung durch das römische Militär haben. Es handelt sich anfangs um verputzte Fachwerkhäuser, die erst nach und nach in Stein neu aufgeführt wurden. Für die örtliche Oberschicht mag auch das eine oder andere Atriumhaus nach mediterranem Vorbild vermutet werden, hierzu bietet Frankfurt-Heddernheim - Nida - gute Vergleichsmöglichkeiten.
Besser erschlossen sind neben der Heidenmauer die oberirdisch leider nicht sichtbaren Kranzplatzthermen, eine kleine Therme nahe der Schützenhofquelle, ein Gasthof nebst turmartigem Schwitzbad im Zentrum, der aus drei benachbarten Streifenhäusern zusammengelegt wurde, sowie nebst mehreren angeschnittenen Streifenhäusern auch ein paar Heiligtümer, die sich offenbar auf dem Schulberghang im Westen konzentrierten, sowie etliche Straßenzüge (rot gepunktet), unter denen wir die Via post Portam Praetoriam auch mit Namen kennen. Dominiert wurde das Ortsbild von dem Kohortenkastell im Bereich der heutigen Kastellstraße, das allerdings im frühen 2. Jh. aufgelassen wurde.
Die beigefügte Karte projiziert den vermuteten Umriss des bebauten Gebiets (grau) auf einen Stadtplan des 18. Jahrhunderts. Da der Bauzustand des 2. Jhs. wiedergegeben ist, fehlt hierauf noch die Heidenmauer. Die derzeitigen Ausgrabungen sind durch den grünen Pfeil ausgewiesen: Sie finden im Südwesten von Aquae Mattiacorum statt, wo offenbar nach der Brandschatzung im Zuge des Saturninusaufstandes gegen Kaiser Domitian ein neu aufgebautes Viertel entstanden war.
Besser erschlossen sind neben der Heidenmauer die oberirdisch leider nicht sichtbaren Kranzplatzthermen, eine kleine Therme nahe der Schützenhofquelle, ein Gasthof nebst turmartigem Schwitzbad im Zentrum, der aus drei benachbarten Streifenhäusern zusammengelegt wurde, sowie nebst mehreren angeschnittenen Streifenhäusern auch ein paar Heiligtümer, die sich offenbar auf dem Schulberghang im Westen konzentrierten, sowie etliche Straßenzüge (rot gepunktet), unter denen wir die Via post Portam Praetoriam auch mit Namen kennen. Dominiert wurde das Ortsbild von dem Kohortenkastell im Bereich der heutigen Kastellstraße, das allerdings im frühen 2. Jh. aufgelassen wurde.
Die beigefügte Karte projiziert den vermuteten Umriss des bebauten Gebiets (grau) auf einen Stadtplan des 18. Jahrhunderts. Da der Bauzustand des 2. Jhs. wiedergegeben ist, fehlt hierauf noch die Heidenmauer. Die derzeitigen Ausgrabungen sind durch den grünen Pfeil ausgewiesen: Sie finden im Südwesten von Aquae Mattiacorum statt, wo offenbar nach der Brandschatzung im Zuge des Saturninusaufstandes gegen Kaiser Domitian ein neu aufgebautes Viertel entstanden war.
Abguss der Inschrift des Julius Restitutus im Kult-Ur-Institut in Bettendorf (mit freundlicher Genehmigung von Prof. Harald Braem) |
In unseren beiden Sandalpunk-Romanen "Corpus Sacrum" und "Rom und die Jagd auf die Weltmaschine" haben meine Frau und ich den Wiederaufbau dieses Viertels übrigens der Familie des Tempelpflegers Julius Restitutus zugeschrieben, der im Stadtmuseum inschriftlich belegt ist. Da wir beide davon ausgehen, dass er in unmittelbarer Nähe der Hochstättenstraße gewohnt hat, interessiert uns die auf 150 n. Chr. datierte Fundschicht natürlich ganz besonders!
Leider gibt es keine aktuelle zusammenfassende Darstellung des antiken Wiesbadens in Buchform. Das letzte derartige Werk, "Wiesbaden in der Römerzeit" von Walter Czysz, ist nun auch schon fast 25 Jahre alt und in mancher Beziehung überholt.
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