Hauptpersonen (3): Prinzessin Iulia Balbilla

Wir wüssten nicht einmal, dass Iulia Balbilla existiert hat, wenn sie nicht vier Graffiti an den Memnonkolossen in der Nähe von Theben hinterlassen hat. Dabei muss sie in der Zeit Kaiser Hadrians zu den wichtigsten Personen bei Hofe gehört haben. So gut wie nichts ist aus ihrem Leben bekannt außer, dass sie vom 19. bis zum 21. November 130 mit der Ehefrau des römischen Kaisers Hadrian, Vibia Sabina, das Tal der Könige besucht hat [Es werden ihr noch zwei weitere Inschriften zugeschrieben: eine in Sparta, die andere, unsigniert, am Philopappusmonument im Athen). In einem ihrer Graffiti, die sie in dem recht seltenen äolischen Dialekt des Griechischen abgefasst hat, verweist sie auf ihre Großväter, die sie als Balbillus den Weisen (Tiberius Claudius Balbillus, römischer Ritter und eine recht dubiose Figur unter den claudischen Kaisern) und Antiochos den König bezeichnet (den letzten regierenden König des syrischen Kleinstaats Commagene, bevor er von Rom geschluckt wurde, siehe unten stehende Karte).
Karte von Commagene (östliches Syrien) zur Handlungszeit
In "Rom und die Jagd auf die Weltmaschine" haben wir ihren Lebenslauf ein bisschen ergänzt. Dort ist Balbilla wegen einer Hofintrige mit tödlichem Ausgang in die Hauptstadt ihrer königlichen Vorfahren verbannt worden: nach Samosata an der Ostgrenze des antiken Syriens. Von dort stammte auch der berühmte Satiriker Lukian, dessen Erzählung "Alexander oder der Lügenprophet" wir neu übersetzt und im Roman "Corpus Sacrum" verarbeitet haben. Im Jahr 160 werden Armenien und Syrien aber zum Kriegsschauplatz. Die Frontstadt Samosata fällt, und im Zuge der nach Westen strebenden Flüchtlingswelle entkommt auch Iulia Balbilla aus ihrem Exil. Nun sieht sie die Gelegenheit, die Ehre ihres Hauses wieder herzustellen und anstelle der regierenden Kaiser eine ihr gelegene Marionette einzusetzen. Dafür braucht sie das verloren gegangene Erbstück Balbillus' des Weisen: die Weltmaschine, das geheimnisvolle Räderwerk, mit dem ihre Vorfahren die Zukunft des Imperiums lasen und lenkten. Incognito lässt sie zwei ehemalige Gladiatoren als ihre Agenten und Killer ausschicken, Pernica die Schnelle und Sedigitus das Ungetüm, um die Weltmaschine für sich sicherzustellen, die sich unversehens im Haus von Iulius Adrianus und Belsia Valeriana anfindet.

Wir hoffen, der Gute Geist der Iulia Balbilla möge uns verzeihen, dass wir die edle Dame zur Oberschurkin unseres Romans gemacht haben.

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